Ausführliche Beschreibung der Programminhalte

20. September 2024

14:30 – 18:30 Uhr

Eröffnender Impulsvortrag & Reflecting Team / Live Demonstration (4 UE)

Wenn zwei oder drei versammelt sind… dann sind wir schon ein paar … oder Paar? Oder doch Paare? Und auch ein Team? Wir laden Sie am Freitag zum Einstieg in unsere Tagung herzlich ein, sich auf die Reise zu machen und ein P/paar Welten zu entdecken. Sowohl zur Einstimmung in der gemeinsamen Überlegung zum Thema, was denn Paare überhaupt sind/sein können. Und dann in der live Arbeit mit unseren Therapeut*innen des Reflecting Team beim Beobachten, Reflektieren und Suchen nach neuen Horizonten für eine polyamore Beziehungskonstellation.

ab 19:00 Uhr

Come together: Gemeinsames Abendessen für Tagungsteilnehmer*innen

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21. September 2024

09:00 – 13:00 Uhr

Workshops zu ST und VT (5 UE)


Systemische Therapie


ST 1: Aromantik, Beziehungsanarchie, Co-Parenting und mehr – Zur Dekonstruktion von Beziehungsnormen
Gabriel Gottschald; Leipzig

Sex, Liebe und Beziehung sind Themen, die sich aus dem therapeutischen Alltag nicht wegdenken lassen. Jedoch ist unsere Arbeit unweigerlich auch davon beeinflusst, was wir als Behandelnde für selbstverständlich halten, welche Normen wir hier selbst anlegen und was uns eher irritiert. In den letzten Jahren sind nun zunehmend Konzepte in den gesellschaftlichen Blickpunkt gerückt, die unsere Normen hinterfragen und völlig neu denken, wie Menschen miteinander in enge Beziehung treten können.
Dieser Workshop zielt darauf ab, zu dekonstruieren, was wir unter Partnerschaft verstehen und einen Überblick zu vermitteln, welche Konzepte aus so einer Dekonstruktion bereits entsprungen sind. Es wird um das bunte Potpourri alternativer Selbstdefinitionen und L(i)ebenskonzepte gehen, welche nicht in die altbekannten Schablonen unserer Gesellschaft passen. Mit einer Mischung aus Selbsterfahrung, Diskussionen und Inputs wollen wir den Möglichkeitenraum in unserem eigenen therapeutischen Kopf erweitern und beleben, um unseren Patient*innen bestmöglich zur Seite stehen zu können.

Literatur:

Fern, J. (2020): Polysecure: Attachment, Trauma and Consensual Nonmonogamy. Thornapple Press.
Chen, A. (2020): Ace: What Asexuality Reveals About Desire, Society, and the Meaning of Sex. Beacon Press.


ST 2: Systemische Auftragsklärung in der Paartherapie – Vom Warum zum Wozu
Sonja Hofmann; Erlangen

Die Auftragsklärung ist ein wichtiges und grundlegendes Instrument in der Systemischen Therapie. Aus einer soliden Auftragsklärung kann die Rolle des/der Therapeut*in generiert werden. Darüber hinaus erfahren die Beteiligten mehr über die Ziele der anderen Beteiligten. Bereits hier entsteht häufig ein Unterschied, der einen Unterschied macht: die Beteiligten haben die Möglichkeit, sich von Problemtrance zu Lösungstrance zu entwickeln und zeitgleich mehr über die Lösungsideen und Wünsche der anderen Beteiligten zu erfahren. In diesem Workshop beschäftigen wir uns mit der Auftragsklärung als wichtige Intervention in der Systemischen Therapie, die sowohl zu Beginn als auch im Verlauf immer wieder genutzt wird. Nach einem kurzen theoretischen Input besteht die Möglichkeit mit verschiedenen Techniken zu experimentieren und darüber in den Austausch zu kommen.


ST 3: Vom Können zum Wollen – Der Lust auf der Spur (ein Einstieg in die systemische Sexualtherapie)
Dörte van Benthem Favre; Berlin

Der Workshop bietet einen einführenden Einblick in die Grundgedanken der systemischen Sexualtherapie. Die Veranstaltung richtet sich an Therapeut*innen, Berater*innen und Interessierte, die ihr Verständnis und ihre Fähigkeiten im Bereich der Sexualtherapie erweitern möchten. Im Workshop konzentrieren wir uns auf den Aspekt des Begehrens in der systemischen Sexualtherapie. Durch praktische Übungen und Fallbeispiele aus der Praxis werden die Teilnehmer*innen ermutigt, Sexualität in der Therapie besprechbar zu machen, ihre eigenen Perspektiven zu reflektieren und neue Ansätze zur Unterstützung ihrer Klient*innen zu entwickeln. Besonderes Augenmerk wird auf die folgenden Unterpunkte gelegt:

  • Wie spreche ich in der Therapie über Sexualität?
  • Wo und wie wird Lust gespürt und wo geht sie vielleicht verloren? Wie kann ich meine Klient*innen unterstützen ihr Fühlen, ihre individuellen Lustquellen und Lusthemmnisse zu erkunden, zu verstehen und zu verbalisieren?
  • Kann ich Lust therapeutisch anschaulich darstellen?
  • Wie kann ich sexuelle Skripte von Klient*innen in der Therapie überprüfen und eventuell verändern?

Das Ziel des Workshops ist es, die Teilnehmer*innen zu ermutigen die Sexualität ihrer Klient*innen in die Therapie mit einzubeziehen und sexuelle Themen und Dynamiken auf eine klare und unterstützende Weise zu vermitteln.

Literatur:

Die Psychologie sexueller Leidenschaft, David Schnarch, Piper Verlag, 2015
Systemische Sexualtherapie, Ulrich Clement, Klett-Cotta Verlag, 2014

 

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Verhaltenstherapie


VT 1: BDSM und Psychotherapie
Gisela Fux Wolf; Berlin

Innerhalb der Gesundheitswissenschaften und insbesondere in Psychotherapie und Psychiatrie wurden Personen, die kinky lebten, lange pathologisiert und ausgegrenzt. Im Bewusstsein und in Abgrenzung von stigmatisierenden Umgangsweisen haben sich aus BDSM-Communities heraus in den letzten 40 Jahren unterdessen auch affirmative Gesundheitsversorgungsangebote entwickelt, u.a. auch psychotherapeutische Angebote, die das Communitywissen integrieren. In dem Workshop wird ein kurzer Einblick in die medizinhistorischen und aktuellen Hintergründe von stigmatisierenden Zugangsweisen zu BSDM gegeben und deren Auswirkungen dargestellt. Anschließend möchte ich die Kämpfe zur Depathologisierung von BDSM darstellen, die unterdessen dazu geführt haben, dass BDSM endlich aus diagnostischen Manualen gestrichen wurde. Damit wird der Weg frei zu einer BDSM-sensiblen Gestaltung von Gesundheitsangeboten, die den Möglichkeiten von BDSM offen und kompetent gegenübertreten. Diese bilden den Schwerpunkt der Veranstaltung. Vorgestellt werden hier die aktuellen Leitlinien zur kinksensiblen psychotherapeutischen Arbeit und einige Ansätze kink-bewussten therapeutischen Arbeitens an ausgewählten spezifischen Konstellationen. Hierbei geht es mir darum, zu zeigen, was es schon gibt im Themenfeld und auch einen Raum zur Auseinandersetzung mit ambivalenten Empfindungen in Bezug auf die therapeutische Arbeit im Themenfeld und für die Diskussion zur Verfügung zu stellen.


VT 2: Psychotherapie mit trans* Personen
Verena Jurilj; Georgsmarienhütte

Transgeschlechtliche Personen kommen oft mit spezifischen Bedarfen in die psychotherapeutische Praxis. So können sich beispielsweise durch die Diskriminierung, der sie ausgesetzt sind, spezifische psychische Belastungsreaktionen ergeben. Aber auch aufgrund der Tatsache, dass für bestimmte medizinische Transitionsmaßnahmen eine psychotherapeutische Begleitung und Berichterstattung von den Krankenkassen gefordert wird, suchen viele trans* Personen eine Psychotherapie auf. Mit dieser Personengruppe zu arbeiten ist bereichernd und vielfältig. Gleichzeitig ist spezifisches Wissen hilfreich, um eine leitliniengerechte Begleitung zu ermöglichen.
Dieser Workshop soll eine Einführung hierzu geben und benötigte Kompetenzen vermitteln. Je nach Wünschen der Teilnehmenden können verschiedene Inhalte näher beleuchtet werden, beispielsweise:

  • Informationen zu Begrifflichkeiten rund um das Thema trans* sowie rechtlichen und medizinischen Regelungen
  • Ausgestaltung einer affirmativen Haltung in der Begleitung von trans* Personen
  • Selbstreflexion hinsichtlich eigener Haltungen und Überzeugungen zu Geschlecht und Geschlechtsrepräsentation
  • Praktisches Wissen zur Verfassung von Berichten für Hormonersatztherapie und geschlechtsangleichende Operationen
  • mögliche inhaltliche und konzeptuelle Ausgestaltungen von Transitionsbegleitung im Einzel- und Gruppensetting


VT 3: Paartherapie bei sexuellen Funktionsstörungen: Das Hamburger Modell
Günter Ruggaber; Tübingen

Das „Hamburger Modell“ (Hauch et al. 2020) ist ein praxiserprobtes und regelmäßig weiterentwickeltes paartherapeutisches Programm zur Behandlung sexueller Funktionsstörungen. Die Vorgehensweise des Hamburger Modells vereint verhaltenstherapeutische und systemische Wirkprinzipien, welche Grundlage für viele weitere sexualtherapeutische Ansätze darstellen. Im Workshop werden die Besonderheiten im therapeutischen Umgang mit dem Thema Sexualität und im paartherapeutischen Setting thematisiert, das therapeutische Vorgehen u.a. anhand von Videomaterial vorgestellt und in praktischer Kleingruppenarbeit erfahrbar gemacht.

Literatur:

Hauch, M. (2020): Paartherapie bei sexuellen Störungen. Das Hamburger Modell, - Konzept und Technik. Thieme.
Briken, P. et al. (2019): GeSiD – Gesundheit und Sexualität in Deutschland. URL: www.gesid.eu

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21. September 2024

14:00 – 15:30 Uhr


ST und VT – gegenseitige Erweiterung des Horizonts (2 UE)


Interaktive Reflexion zum Abschluss der Veranstaltung
Eva Maria Greiner; Erlangen

Zum Abschluss unserer Begegnung laden wir Sie dazu ein, ganz im Geiste der Vielfalt der Workshops, gemeinsam zu reflektieren: Welche neuen Ideen und Eindrücke nehmen Sie mit? Welche neuen Horizonte haben Sie entdeckt? Es werden schon ein P/paar gewesen sein. Wobei sich VT und ST ganz spontan vielfältig in diesem Austausch begegnen können ja "daten" werden.