Rückblick zur 10. DGVT-Sommerakademie

Vom 26. – 28. Juni 2025 fand die 10. Sommerakademie der DGVT Fort- und Weiterbildung in Rostock-Warnemünde statt. Daniel Surall, Psychologischer Psychotherapeut und Mitglied in der Aus- und Weiterbildungskommission (AWK) der DGVT, war bei der Tagung dabei. Im Interview erzählt er wie er die Tagung erlebt hat:
 

"Die Kombination aus fundiertem Expert*innenwissen und menschlicher Wärme war durchgängig spürbar – genau das, was gute Psychotherapie heute auszeichnet."

 

DGVT: Drei Tage in einem Satz – wie fasst du die Tagung zusammen?
Daniel Surall: Drei Tage Qualifizieren und Regenerieren mit wertschätzendem Austausch an einem inspirierenden Ort – ein würdiges Jubiläum für die 10. Sommerakademie der DGVT!

DGVT: Was ist für dich „Psychotherapie mit Haltung und Herz“?
Daniel Surall: Für mich bedeutet das, empathisch, authentisch und reflektiert zu arbeiten – mit innerer Klarheit, fachlicher Kompetenz und echter Zuwendung zum Gegenüber.

DGVT: Die AWK hat Kolleg*innen für die Workshops eingeladen, von denen sie weiß, dass sie ihre Tätigkeit „mit Haltung und Herz“ ausüben. Sie sollen so Beispiel und Ermutigung für das berufliche Alltagshandeln der Teilnehmenden sein. Hat das bei dir funktioniert?
Daniel Surall: Absolut. Besonders das Interview mit Eva Barnewitz und Eva-Maria Greiner zur Eröffnungsveranstaltung war klug, humorvoll und inspirierend. Vor allem auch Eva Barnewitz´ Einsatz bei verschiedenen humanitären Projekten im Ausland und die Verbindung zur Seenotrettung haben deutlich gemacht, dass Psychotherapie auch unter schwierigen Umständen wirksam sein kann.

DGVT: Was hast du konkret mitgenommen?
Daniel Surall: Viele lebendige Methoden, die emotional tief greifen – wie der zerknitterte Dollarschein oder die Colaflasche als Symbol für aufgestauten inneren Druck. Und das Gefühl, dass Haltung kein abstraktes Konzept ist, sondern konkret im Tun sichtbar wird.

DGVT: Verbesserungspotential der Tagung?
Daniel Surall: Ganz ehrlich? Mir fällt da nichts ein. Das Essen war fast zu gut – für das leibliche Wohl war zu jeder Zeit gesorgt und es war schwer, zu dem reichhaltigen Angebot Nein zu sagen. Ansonsten: Es wäre schön, wenn es einfach noch mehr von allem geben könnte – mehr Workshops, mehr Austausch, mehr Zeit zum Genießen des schönen Ambientes. Aber das ist natürlich unter den Umständen nicht möglich.

DGVT: Was hat dich besonders überzeugt?
Daniel Surall: Die tolle Lage direkt an der Ostsee! Besonders eindrucksvoll war das gemeinsame Abendessen mit allen Teilnehmenden in der Skybar – mit Weitblick über die Ostsee, entspannter Atmosphäre und Live-Klavierspiel. Insgesamt war alles sehr liebevoll organisiert und angenehm relaxt.

DGVT:Wie überzeugt warst du von der Fachlichkeit?
Daniel Surall: Sehr überzeugt. Die Kombination aus fundiertem Expert*innenwissen und menschlicher Wärme war durchgängig spürbar – genau das, was gute Psychotherapie heute auszeichnet.

DGVT: Wo sind die „guten“ unter den Versorger*innen und was zeichnet sie aus?
Daniel Surall: Die „Guten“ erkennt man daran, dass sie nicht nur funktionieren, sondern innerlich präsent bleiben – auch in schwierigen Situationen. Sie handeln reflektiert, gut fortgebildet und mit echtem Interesse am Menschen.

DGVT: Hast du Ansätze/Möglichkeiten gefunden, wie du dem leidenden und in Schwierigkeiten steckenden Gegenüber begegnen kannst, sodass eine dauerhafte heilsame Veränderung stattfinden kann?
Daniel Surall: Ich kann hier nur für den Workshop sprechen, an dem ich selbst teilgenommen habe – insgesamt gab es fünf Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Workshop „Impact-Techniken“ habe ich viele praktische Anregungen bekommen, wie man mit einfachen, aber kraftvollen symbolischen Interventionen Veränderung anstoßen kann. Besonders eindrücklich war das Beispiel mit der geschüttelten Colaflasche – wie sich innerer Druck aufbauen, aber auch achtsam entladen lässt. Solche Bilder bleiben hängen und ermöglichen es, schwierige Themen erfahrbar und besprechbar zu machen – ganz im Sinne von Psychotherapie mit Haltung und Herz.

DGVT: Wie würdest du die Lage der Psychotherapie und das Handeln von Psychotherapeut*innen beschreiben?
Daniel Surall:  Wir sind als Berufsgruppe in einer Schlüsselposition – zwischen gesellschaftlich/politischen Herausforderungen und Menschlichkeit. Umso wichtiger ist es, dass wir Haltung zeigen und uns gegenseitig stärken.

DGVT: Wie wichtig ist der Rahmen/der Ort als Kontext der Tagung – Meer, Strand, Landschaft…?
Daniel Surall: Extrem wichtig! Warnemünde und das Hotel Neptun waren nicht nur schön, sondern auch inspirierend. Das Meer hat Räume geöffnet – für Reflexion, Begegnung und Durchatmen.

DGVT: Was hast du vom Begleitprogramm mitgenommen?
Daniel Surall: Die Bewegungsangebote wie Qigong, Yoga oder Morgenbewegung waren wohltuend und gaben dem Tag Struktur und Energie. Ich persönlich habe es genossen mit fast 40 Kolleg*innen gemeinsam an zwei Tagen Yoga zu praktizieren und so achtsam in den Tag zu starten.

DGVT: Wie haben dich die inhaltlichen Programmpunkte abgeholt und angesprochen?
Daniel Surall: Sie waren passgenau, tiefgehend und sehr praxisrelevant. Man spürte: Das Thema „Feuer und Flamme“ war nicht nur das Motto, sondern der rote Faden durch alle Angebote.

DGVT: Bist du jetzt „Feuer und Flamme“ für die Sommerakademie und wirst nächstes Mal wieder teilnehmen?
Daniel Surall: Auf jeden Fall – ich bin begeistert! Als Teil der AWK war es besonders schön zu sehen, wie sich das Format entwickelt hat. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Sommerakademie!

 

Daniel Surall:
Dr. rer. med., Dipl. Psych., Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, seit 2007 Mitglied in der AWK; Dorsten

Interview: Hanna Pfeiffer, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit (DGVT), im Juni 2025

Die Ansicht des Interviews als PDF finden Sie hier.