Ausführliche Beschreibung der Programminhalte

Eröffnungsvortrag (2 UE)

Samstag, 15. November 2025

10:30 – 12:00 Uhr

Therapie in unruhigen Zeiten – Ein Plädoyer für eine kontextualisierte Kinder- und Jugendpsychotherapie
Dr. Mike Seckinger, München

Die Anzahl junger Menschen, denen psychische Belastungen diagnostiziert und damit ein Therapiebedarf zugeschrieben wird, steigt stetig an. Was ist los mit unserer Gesellschaft? Zugleich scheinen sich die Anforderungen an die kinder- und jugendpsychotherapeutische Praxis ebenfalls kontinuierlich zu erhöhen. Wie soll das geleistet werden?
In diesem Vortrag wird anhand empirischer Befunde der Frage nachgegangen, was junge Menschen heute in besonderer Weise beunruhigt und belastet und was dies für die therapeutische Arbeit bedeuten kann. Aus einer gemeindepsychologischen Perspektive (Behzadi et al. 2023) werden Thesen formuliert, wie in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien auf das sich verändernde Gefüge von Kontext und Person eingegangen werden kann.

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Kurzworkshops (5 UE)

Samstag, 15. November 2025

13:00 – 17:15 Uhr

KW 1: Zwischen Chaos und Stabilität: Therapeutische Ansätze für Kinder und Jugendliche aus Multiproblemfamilien 
Johanna Menger

 - Abstract folg -

KW 2:Kinderschutz in der Kinder- und Jugendpsychotherapeutischen Praxis – Anforderungen und Möglichkeiten 
Mike Seckinger, München

Kinderschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die all diejenigen, die mit Minderjährigen arbeiten, verpflichtet alles zu tun, um das Kindeswohl zu schützen. Diese Verpflichtung besteht nicht nur abstrakt. Sie betrifft Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen ganz konkret. In diesem Workshop wird es darum gehen,

• mögliche Kindeswohlgefährdungen besser zu erkennen,
• etwas über mögliche Partner im Kinderschutz zu lernen und
• zu wissen, wie man selbst Hilfe und Unterstützung erhalten kann.

Ziel ist es, die Handlungssicherheit in diesen belastenden Situationen zu erhöhen und damit eine Verbesserung des Kinderschutzes zu erreichen. Zum Einlesen kann auf die Beiträge in Verhaltenstherapie mit Kindern & Jugendlichen, Zeitschrift für die psychosoziale Praxis, Ausgabe 1+2/2016, erschienen im DGVT-Verlag, verwiesen werden.

Literatur:

  • Radewagen, Christof (2024): Vorgehen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung aus der Perspektive von Psychothera-peut*innen und anderen Berufsgeheimnisträger*innen. In: Psychotherapeutenjournal (1), S. 16–23. Online verfügbar unter www.psychotherapeutenjournal.de/ptk/web.nsf/gfx/med_dome-d3gdgt_5ba4b/$file/PTJ_2024_1_Artikel%20Radewagen.pdf, zuletzt geprüft am 06.03.2025.
  • Röhrle, Bernd (2023): Gemeindepsychologische Aspekte der Psychotherapie. In: Asita Behzadi, Albert Lenz, Olaf Neumann, Ingeborg Schürmann und Mike Seckinger (Hg.): Handbuch Gemeindepsychologie. Community Psychology in Deutschland. 1. Aufl. Tübingen: dgvt, S. 621–640.


KW 3: Plan E – Eltern stark machen!
Andreas Reichert

Eltern psychisch kranker Kinder haben oft dieselben Probleme: Sie fragen sich, ob sie "schuld" an der Krankheit ihres Kindes sind. Sie überlegen, wie sie reagieren sollen, wenn sich die Symptomatik des Kindes verschlechtert. In kritischen Alltagssituationen treten Schwierigkeiten auf, die die Probleme des Kindes verschlimmern können und die Eltern viel Kraft kosten. Sie sind oft selbst am Ende ihrer Kräfte. Ein stützendes soziales Umfeld ist für die erfolgreiche Behandlung der Kinder und Jugendlichen jedoch enorm wichtig. Das Elterntraining "Plan E – Eltern stark machen" wurde speziell dafür entwickelt, die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken, die Interaktion mit den Kindern zu verbessern und den Austausch mit anderen Eltern zu fördern. Im Seminar sollen zunächst allgemeine Grundlagen zur Arbeit mit Eltern psychisch kranker Kinder präsentiert werden. Im weiteren Verlauf wird die praktische Durchführung von Elterntrainings am Beispiel "Plan E – Eltern stark machen" vorgestellt.

Literatur:

  • Schwenck & Reichert (20129. Plan E - Eltern stark machen! Beltz Verlag, Weinheim/ Basel.


KW 4: Schematherapie als Arbeit mit den prägenden Bindungserfahrungen
Dorothee Halcour, Nürnberg

Menschen kommen ohne Selbst- oder Weltbild auf die Welt. Wie wir auf die Welt blicken und wie wir unsere Person wahrnehmen, hat viel damit zu tun, welche Erfahrungen wir gerade am Anfang unseres Lebens mit unseren relevanten Bezugspersonen machen. Die Dynamiken in unserer Herkunftsfamilie werden verinnerlicht und schlagen sich in Dialogen zwischen dann eigenen inneren Anteilen nieder. Im günstigen Fall wird so Selbstwert und Vertrauen aufgebaut – oder aber es entsteht Selbstablehnung und Misstrauen.
Die Schematherapie bietet einen ordnenden Blick auf internalisierte Bindungserfahrungen und Möglichkeiten, da „nachbeelternd“ und heilend einzugreifen.
Im Workshop werden die Grundlagen des Modusmodells vermittelt sowie eigene innere Anteile in kleinen Selbsterfahrungseinheiten erlebbar gemacht.

KW 5: Unbewusste Dynamiken in der Eltern-Kind-Beziehung: Ressourcentherapie für Eltern– Ein praxisorientierter Ansatz zur Arbeit mit inneren Anteilen in der Elternberatung
Britta Hahn, Villingen

Dieser – Workshop bietet Einblicke in das Wechselspiel innerer Persönlichkeitsanteile im Familienalltag, um ungewollte Reaktionen besser zu verstehen und bewusster zu verarbeiten.
Viele Eltern kennen Situationen, in denen sie nicht mehr aus dem Verstand, sondern überwältigt von Gefühlen reagieren: Sie schreien ihre Kinder an, geben entnervt nach oder erfüllen Wünsche, obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatten, den Medien- oder den Süßkonsum zu begrenzen. Kurz darauf bereuen sie ihr Verhalten – oft begleitet von Selbstvorwürfen und dem Gefühl, als Eltern versagt zu haben.
Diese Reaktionen wurzeln oft in den Beziehungsmustern, die Eltern in ihrer eigenen Kindheit geprägt haben. Alte, oft unbewusste Täter-Opfer-Dynamiken erwachen in der Gegenwart: „Plötzlich schreie ich wie meine Mutter, und das wollte ich nie.“ Oder: „Ich kann meinem sechsjährigen Sohn keinen Wunsch abschlagen, als stünde mein strenger Vater vor mir, dem ich gehorchen muss.“
Mit drei Handpuppen erlernen Eltern die Funktionsweise ihres autonomen Nervensystems kennen und mit der Ressourcentherapie nach Gordon Emmerson erfahren Eltern, wie ihre inneren Anteile miteinander interagieren, um zu einem harmonischeren Miteinander in der Familie zu finden.
Die kindliche Sehnsucht der Eltern nach beständiger Harmonie in der Familie ist aber Illusion. In der Realität gilt es, auch Gefühle wie Trauer, Ärger und Wut sowie Freude im Schutz der sicheren Beziehung zu erfahren.  
Im Workshop wird verdeutlicht, dass alle inneren Anteile, ob angenehm oder unangenehm, Anerkennung und Beachtung verlangen. Sie erleben exemplarisch eine innere Mediation zwischen den Ressourcen „Kämpfer“, „Freundlich“ und „Schuldig“. Eltern berichten danach häufig: „Ich fühle mich verantwortlicher und erwachsener! Ich kann die Spannung im Konflikt mit meinem Kind besser aushalten, ohne sie als Bedrohung wahrzunehmen.“

KW 6: Gemeinsam über den Rubikon – Methoden für die Gruppentherapie mit schwer erreichbaren Kindern
Julien Maurer, Nürnberg

Der psychotherapeutische Alltag mit Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich grundlegend von der Arbeit mit Erwachsenen – insbesondere, wenn es um die Behandlung schwer erreichbarer Kinder geht. Diese Kinder kommen selten aus eigenem Antrieb in die Therapie. Der Leidensdruck liegt häufig bei den Eltern, in der Schule oder im sozialen Umfeld, während die Kinder selbst ihre Symptomatik oft nicht als problematisch erleben. Hinzu kommen wiederholte negative Beziehungserfahrungen mit Erwachsenen oder Autoritätspersonen, wodurch therapeutische Angebote zunächst mit Widerstand, Misstrauen oder Rückzug begegnet werden. Therapie wird dann schnell als defizitorientiertes Setting empfunden, nach dem Motto: „Mit mir stimmt was nicht.“
In diesem Workshop gehen wir der Frage nach, wie es dennoch gelingen kann, diese Kinder für eine therapeutische Zusammenarbeit zu gewinnen. Ziel ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Motivation spielerisch aufgebaut, Beziehung gestaltet und therapeutische Interventionen niedrigschwellig in Gruppensettings integriert werden können. Die Teilnehmer*innen erhalten einen praxistauglichen Methodenkoffer für die ersten Stunden nach dem Kennenlernen – mit Übungen, die Spaß machen, Ressourcen stärken und zugleich den therapeutischen Prozess in Gang setzen. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Balance zwischen spielerischer Zugänglichkeit und symptombezogener Wirksamkeit gelegt. Der Workshop lädt zum Mitmachen, Ausprobieren und Reflektieren ein – um gemeinsam mit den Kindern den „Rubikon“ zu überqueren.

Literatur:
Der Methodenkoffer besteht überwiegend aus Spielen und Übungen, die sich in der Praxis als hilfreich und wirksam erwiesen haben. Konkrete Literaturangaben sind daher schwer zu benennen, da es leider noch nicht „die eine Quelle“ hierfür gibt. Es ist geplant zur Vorbereitung des Workshops zusätzlich folgende Literatur miteinzuarbeiten:

  • Nolting, H.-P. (2022). Spielerisch therapieren: Therapeutische Spiele und Übungen für Kinder und Jugendliche. Weinheim: Beltz.
  • Eine umfangreiche Sammlung praxiserprobter Methoden, die Spaß machen und gleichzeitig psychotherapeutische Prozesse unterstützen – ideal für die ersten Stunden mit schwer erreichbaren Kindern.
  • Bieneck, S. (2020). Spielen in der Kinderpsychotherapie: Praxisbuch mit über 100 Spielideen und Anleitungen. Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Dieses Buch bietet eine Fülle an konkreten Spielideen, die sich therapeutisch nutzen lassen – sowohl zur Beziehungsgestaltung als auch zur Bearbeitung konkreter The-men. Besonders geeignet für niedrigschwellige Einstiege in der Einzel- und Gruppentherapie
  • Schweitzer, J., & von Schlippe, A. (Hrsg.). (2016). Therapie als Abenteuer: Handlungs- und erlebnisorientierte Methoden in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
  • Ein hervorragender methodischer Leitfaden für therapeutische Settings, die Kinder durch Bewegung, Spiel und Erleben aktiv einbinden. Ideal für schwer erreichbare Kin-der, die kognitive Gesprächstherapie ablehnen oder meiden.
  • Rosa, H., & Höfling, V. (2013). Spielerische Interventionen in der Kindertherapie: Res-sourcen aktivieren – Symptome verstehen – Beziehungen gestalten. Weinheim: Beltz.
  • Verbindet entwicklungspsychologisches Verständnis mit einer Vielzahl von Interventionen, die sich besonders für Kinder eignen, die sich zunächst gegen Therapie weh-ren oder sie nicht freiwillig aufsuchen.

KW 7: Das Protokoll TASSE und die bindungsorientiere Aufarbeitung von frühen Traumatisierungen
Anke-Maria Hausmann, Weimar/Hessen

Ein Trauma entsteht, weil ein Mensch „damals“ mit dem belastenden Ereignis alleine gelassen wurde und ihm somit schutzlos ausgeliefert war. Das „Damals“ liegt meistens in der frühen Kindheit unserer Patient*innen. Folglich wäre es doch naheliegend, das Trauma so aufzuarbeiten, dass es dem Kind von „damals“ möglich wird, die traumatische Situation zu bewältigen mit Schutz, Trost, Halt und unserem Verständnis, dass das Kind von „damals“ die Schuld als Erklärung brauchte, um das Unerklärliche, was ihm angetan wurde, zu verarbeiten. Bei einer Bindungstraumatisierung gehen die Kinder den Weg der eigenen Schuldzuweisung, um eine Möglichkeit zu erhalten, weiter leben zu können. Diese Schuld finden wir in all unseren Traumapatient*innen wieder. Hier setzt das Protokoll TASSE an. Es ist ein sehr kurzes EMDR-Protokoll mit dem es möglich wird, das Trauma mit einer korrigierenden Bindungserfahrung aufzuarbeiten und am Ende die Selbstbeschuldigung aufzulösen. Für die meisten Patient*innen ist es eine neue Erfahrung während der Traumaaufarbeitung Trost, Schutz, Sicherheit und sich verstanden fühlen, durch eine korrigierende Bindungserfahrung zu erhalten.

Literatur:

  • Bachg, M. (2010): Feeling-Seen – Einführung in eine körperorientierte Psychotherapie für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern
  • Katrin Boger, I.B.T., Aalen, Integrative Bindungsorientierte Traumatherapie bei Säuglingen, Kleinkindern und Vorschulkindern, Stuttgart (Kohlhammer)
  • Helene Dellucci, Transgenerationales Trauma, Vortrag 2024
  • Dr.med. Katharina Drexler, Ererbte Wunden und Ererbte Wunden erkennen, Klett Cotta
  • Thomas Hensel, Seminare (KTI Offenburg) und Stressor basierte Psychotherapie Neuauflagen 2025, Kohlhammer und Praxishandbuch EMDR mit Kindern und Jugendlichen (2025)
  • Steve Haines, Angst ist ziemlich strange, Trauma ist ziemlich strange, Schmerz ist ziemlich strange, Carl-Auer-Verlag, 2023
  • Künzl-Daldorf, Beate Steiner: Katathyme imaginative Traumapsychotherapie
  • Peter A. Levine, Sprache ohne Worte, Kinder vor seelischer Verletzung schützen, Trauma und Gedächtnis, Kösel Verlag München, 2011
  • Susanne Leutner und Elfie Cronauer, Traumatherapiekompass, v&r
  • Matthias Michal, Depersonalisation und Derealisation
  • Peichel, J.: Innerer Kritiker, Verfolger und Zerstörer, Klett-Cotta-Verlag (2007)
  • Peichel, J.: Die inneren Traumalandschaften, Schattauer (2007)
  • Luise Reddemann, PITT das Manual, Imagination als heilende Kraft, Kriegskinder und Kriegsenkel in der Psychotherapie, uvm., Klett-Cotta, 2017
  • Rießbeck, Helmut, Traumakonfrontation - Traumaintegration: Therapiemethoden im Vergleich, Kohlhammer Verlag 2019
  • Ressourcenarbeit mit EMDR , Junfermann (2022)
  • Beate Steiner, Beziehungstraumatisierung aus der Kindheit mit Imagination behandeln, Schattauer, 2022
  • Sandra Wieland, Dissoziation bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen, Klett-Cotta, 2018
  • T.A. Wegberg. Memory error
  • Silvia Zanotta, Wieder ganz werden

KW 8: Praxisbezogener Blick auf das Thema Kinder psychisch kranker Eltern
Mehmet Eryaşar, Nürnberg

- Abstract folgt -

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Langworkshops (8 UE)

Sonntag, 16. November 2025

09:00 – 16:30 Uhr

LW 1: Feeling-Seen „Gefühle wahrnehmen“
Michael Bachg, Hasbergen

Heute wissen wir, dass Psychotherapie ohne Einbeziehung des Körpers nicht funktionieren kann. Gehirn und Gedächtnis funktionieren vor allem über Emotionen. Skeptische Kinder und zurückgezogene Jugendliche spiegeln die Krisen der vergangenen Jahre wider und stellen zunehmend eine Herausforderung für ambulante und stationäre Psychotherapieangebote dar. Dabei wäre es für uns als soziale Wesen so zentral mit ihnen auf Augenhöhe über ihre Gefühle zu sprechen. In diesem Workshop erhalten Sie Impulse für bindungsorientierte und mentalisierungsfördernde Interventionen, die den Körper als Bühne therapeutischer Erfahrungen einbezieht. Sie lernen die in der Mimik und der Stimme erkennbaren Affekte des Kindes und der Eltern in deren subjektivgefühlsmäßigem Erleben ebenso zu benennen wie deren Auslöser, so dass „mentalisierte Affektivität“ im Sinne Fonagys gefördert wird. Zentral geht es um unbeantwortete Bindungserwartungen und unerfüllte Grundbedürfnisse des Kindes sowie um Möglichkeiten ihrer Befriedigung auf imaginativer und realer Ebene. Es findet somit eine motivationale Zielfestlegung durch das Kind statt. Das Kind kann sich verstanden fühlen, Vertrauen entwickeln und sich in der therapeutischen Zusammenarbeit öffnen. Diesen Prozess mitzuerleben berührt emotional häufig auch die anwesenden Eltern. Partizipative Kinder- und Jugendpsychotherapie – ein längst überfälliges Denken und Handeln – wird in dem dargestellten Ansatz praktiziert. Es geht um die Haltung, Kindern und Jugendlichen in allen psychosozialen Institutionen den Rang einzuräumen, den sie verdienen: gesehen, verstanden und unterstützt werden. Gezeigt und geübt werden Strategien und Interventionen zur Bearbeitung elterlicher Übertragung und Projektionen auf das eigene Kind. Das emotionsfokussierte Vorgehen hat sich bewährt, u. a. zur Emotionsregulation, Deeskalation in Konflikten und Vermeidung von Machtkämpfen.

Inhalt (als Aufzählungsliste):
• Interaktionistische Entwicklungstheorien
• Mentalisierung fördernde Grundhaltung und Kommunikation
• Analyse von Mimik und Stimme des Kindes
• Ätiologische Modelle der Entwicklungspsychopathologie
• Rekonsolidierung belastender Erinnerungen mit Hilfe imaginativer Techniken
• Überarbeitung innerer Arbeitsmodelle von Bindung

Aufbau/ Methodik:
Die therapeutische Kunst wird anhand von Fallbeispielen, Rollenspielen, Video-Demonstrationen und Übungen praxisnah dargestellt und vermittelt.

Ziele:
• Die eigene Haltung zu Kindern und Jugendlichen überdenken
• Schneller Rapport und rascher Zugang zu Emotionen
• Sicherer Umgang mit Affekten und Emotionen
• Höhere Kompetenz durch Emotionsregulation im Krisenfall
• Elternarbeit professionalisieren
• Inspiration zur Bearbeitung elterlicher Übertragungen auf das eigene Kind
• Die Macht der Sprache erfassen und nutzen

Literatur:

  • Bachg, M. (2010). Feeling-Seen – Einführung in eine körperorientierte Psychotherapie für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern. In S. Sulz & S. Höfling (Hrsg.), Und er entwickelt sich doch – Entwicklung als Therapie. München: CIP-Medien.
  • Bachg, M. (2006). Microtracking in Pesso Boyden System Psychomotor: Brückenglied zwischen verbaler und körperorientierter Psychotherapie. In S. Sulz, L. Schrenker & C.
  • Schricker (Hrsg.), Die Psychotherapie entdeckt den Körper. München: CIP-Medien.
  • Bachg, M. (2013). Wo bleibt das Kind beim Elterncoaching? In M. Grabbe, J. Borke & C. Tsirigotis (Hrsg.), Autorität, Autonomie und Bindung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.


LW 2: Gute Eltern – Böse Eltern: Wenn Eltern in uns weiterleben und kindliche Anteile im Vorwurf sind
Claudia Müller-Quade, Wiesbaden

In diesem Workshop geht es um die Arbeit an der Beziehung zwischen Kind und Eltern. Kindliche Persönlichkeitsanteile, die in einer Forderungs-oder Vorwurfshaltung gegen die Eltern sind, erfahren häufig auf Seiten der Eltern statt Verständnis eine Abwehrhaltung. Werden diese Kinder selbst zu Eltern, möchten sie auf keinen Fall wie diese agieren. Dennoch entdecken sie oft später bei sich dieselben abgelehnten Verhaltensweisen im Umgang mit ihren Kindern. Durch die Arbeit mit den kindlichen Ego-States, deren Vorwürfen oder Forderungen sowie mit Eltern-Introjektanteilen und deren Aktivierung im Rollentausch werden diese unbewussten Allianzen und die Ursachen des elterlichen Verhaltens für die Klienten deutlich. Dadurch kann mehr Verständnis entwickelt und eine innere Aussöhnung mit den Eltern gefunden werden. Die Arbeit an der Beziehung zu den eigenen Eltern ist hilfreich für viele Klienten. Sie ist auch hilfreich für Jugendliche, die sich dadurch konfliktfreier vom Elternhaus ablösen können und für Eltern, die ihren eigenen Erziehungsstil unabhängig von ihrer Herkunftsgeschichte entwickeln möchten.

Der Workshop umfasst einen theoretischen Teil über die Grundlagen der Arbeit mit Ego-States, eine Live -Demonstration sowie Gelegenheit zum praktischen Üben.

Literatur:

  • Kachler, R, (2020) Die Therapie des inneren Kindes, Stuttgart; Klett-Cotta
  • Peichl, J (2023) Ego-States, Seiten, Parts & Co Stuttgart; Klett-Cotta
  • Fritsche, K, Hartman W. (2010) Einführung in die EGO-State-Therapie , Heidelberg¸Carl-Auer-Verlag


LW 3: Wie bringe ich die Kuh tanzend vom Eis? – Trance, Atemtechniken aus dem Yoga und Energetische Therapie, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen
Astrid Keweloh, Bramsche    

Kennen Sie das? - Etwas ist schiefgegangen und man hängt fest in Grübeleien, Ängsten oder depressiven Gedanken … Traumatisierte Menschen werden zudem häufig durch sogenannte Trigger destabilisiert und finden sich in einer starken Problemtrance wieder.

In diesem praxisorientierten Workshop werden unterschiedliche Methoden vorgestellt, die anregen und unterstützen, selbstbestimmt den Ausstieg aus der aktuellen Problemtrance hin in die optimistischere Lösungswelt zu gestalten. Sie können als „erste Hilfe“ zur Emotionsregulation und im weiteren Verlauf der Therapie zur Krisenintervention, Stressreduktion, Psychohygiene, Selbstfürsorge, Entspannung oder zur ressourcenvollen Umgestaltung des Gehirns genutzt werden.
Es werden schnell zu erlernende Trancetechniken vermittelt, leichte Körperübungen und Atemtechniken aus dem Yoga sowie Elemente der Energetischen Therapie eingeübt, die sehr hilfreich sind, um das Energiepotential zu erhöhen oder aber um sich sehr schnell zu entspannen, zu regenerieren und im „Hier und Jetzt“ in der Lösungswelt anzukommen.
Die Methoden, die den Klient*innen als Werkzeuge mitgegeben werden können, erhöhen die Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit und sind in Beratung, Coaching und Therapie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vielseitig einsetzbar.
Die vorgestellten Methoden werden praktisch eingeübt bzw. mit einer Live-Sitzung demonstriert, so dass sie von den Teilnehmenden nach dem Workshop direkt mit Klient*innen genutzt werden können. Zudem stellen sie eine gute Basis als Module zur Selbstfürsorge sowie Stress-Prophylaxe bei Therapeut*innen dar.

Literatur:

  • Keweloh, A. (2020): Wie bringe ich die Kuh tanzend vom Eis?: Inneres Gleichgewicht finden mit Selbsthypnose, Klopfen und Yoga-Atemtechniken (Heidelberg, Carl Auer, ISBN: 9783849703592)
  • Zur vorab Information: YouTube - Interview Matthias Ohler/ Astrid Keweloh: MEG-Tagung 2025 in Kassel    www.youtube.com/watch


LW 4: Störungsübergreifende Gruppenpsychotherapie für Jugendliche nach dem TOP-FIT-Modell  
Wolfgang Briegel, Schweinfurt 

Ausgehend von dem neu konzipierten TOP-FIT-Ansatz, der ein (nicht nur) für Jugendliche gut verständliches Ätiopathogenese-Modell psychischer Störungen beinhaltet, werden ausgewählte Interventionen anhand von Gruppenaktivitäten und Rollenspielen vorgestellt und vertieft. Diese Interventionen verbinden Elemente der dritten Welle der Verhaltenstherapie (Schematherapie, ACT, Metakognitive Therapie, DBT-A) und dienen auch der Selbsterfahrung der Teilnehmenden.
Der Workshop richtet sich an Kolleg*innen mit Interesse an klar strukturierter Gruppenpsychotherapie für Jugendliche. Es sind keine besonderen Vorerfahrungen erforderlich.

Literatur:

  • Briegel, W: Störungsübergreifende Gruppenpsychotherapie für Jugendliche. Das TOP-FIT-Training zur Stärkung des Inneren Teams.
  • Julius Beltz-Verlag, 2022. ISBN/EAN: 9783621289214 4 4.…


LW 5: Umgang mit Trauer in der Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen Ein praxisnahes Seminar für angehende und approbierte Psychotherapeut*innen
Jutta M. Schaper, Nürnberg

Der Verlust eines nahestehenden Menschen erschüttert Kinder und Jugendliche zutiefst – oft auf eine Weise, die sich anders zeigt als bei Erwachsenen. In diesem Seminar widmen wir uns der Frage, wie junge Menschen trauern, welche Entwicklungsbesonderheiten zu beachten sind und wie wir sie als Therapeut*innen darin fachlich, kompetent und menschlich achtsam begleiten können.
Neben den entwicklungspsychologischen Grundlagen des Todesverständnisses beschäftigen wir uns mit klassischen und modernen Trauermodellen, interkulturellen Perspektiven, kreativen Methoden und dem systemischen Einbezug der Familie. Praktische Übungen, Fallarbeit, kreative Zugänge und Materialien für die therapeutische Arbeit runden das Seminar ab.

Inhalte u. a.:
• Entwicklungsstufen des Todesverständnisses bei Kindern & Jugendlichen
• Klassifikation und Differenzierung von Trauerreaktionen (ICD-10/11)
• Betrachtung verschiedener therapeutischer Trauermodelle
• Kreative & symbolische Methoden der Trauerbegleitung
• Interkulturelle Rituale und Sichtweisen auf Tod und Trauer
• Systemische Familienarbeit: Trauer im Beziehungssystem sichtbar machen
• Reflexion eigener Trauererfahrungen zur Selbsterfahrung
• Vorstellung von sinnvollen Praxismaterialien
• Fallbesprechung bei Zeit, Bedarf und Interesse

Literatur:

  • Kühler-Ross, E. (1992). Jedes Ende ist ein strahlender Beginn. Für Menschen, die Trost und Zuspruch suchen.
  • Cramer, B. (2008). Bist du jetzt ein Engel? Mit Kindern über Leben und Tod reden.
  • Franz, M (2021). Tabuthema Trauerarbeit. Kinder begleiten bei Abschied, Verlust und Tod.
  • Paul, C. (2019). Schuld, Macht, Sinn. Arbeitsbuch für die Begleitung von Schuldfragen im Trauerprozess.  
  • Kachler, R. (2022). Hypnosystemische Trauerbegleitung. Ein Leitfaden für die Praxis.
  • Znoj, H. (2004). Komplizierte Trauer. Fortschritte der Psychotherapie.
  • Worden, W. J. (2011). Beratung und Therapie in Trauerfällen. Ein Handbuch.


LW 6: Systemische Teile-Arbeit: Externalisierungen, innere und Innen-Außen-Systeme in unterschiedlichen Settings
Ingo Ehret, Coburg

Systemische Perspektiven und Methoden können die verhaltenstherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen produktiv ergänzen, insofern sie andere problemstabilisierende und lösungsförderliche Musterelemente zugänglich und mitgestaltbar machen helfen. Der Fokus auf Muster und Kontextfaktoren, auf interaktionelle und Sinn-Dynamiken sowie auf Netzwerke erweitert die therapeutischen Möglichkeiten in Einzelarbeit und – insbesondere – für die Bezugspersonenarbeit. Zudem bieten moderne systemische Konzepte wie die Synergetik die Möglichkeit, komplexe Prozesse – jenseits linear-kausaler Theoriearchitekturen – zu nutzen und Psychotherapie integrativ zu konzeptualisieren.

Literatur:

  • Aichinger, Alfons: Einzel- und Familientherapie mit Kindern. Springer, Wiesbaden 2012
  • Schwing, Rainer; Fryszer, Andreas: Systemisches Handwerk. v&r, Göttingen 2018 (9. Auflage)
  • Rufer, Martin: Erfasse komplex, handle einfach. Systemische Psychotherapie als Praxis der Selbstorganisation – ein Lernbuch. v&r, Göttingen 2013 (2. Auflage)

LW 7: Psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen
Miriam Kirsch, Nürnberg; Laura Plescher, Fürth

Kinder und Jugendliche mit kognitiver Beeinträchtigung sind in Deutschland psycho-therapeutisch deutlich unterversorgt und weisen gleichzeitig ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen auf. Ziel des Workshops ist es, Handlungssicherheit im Umgang mit dieser heterogenen Zielgruppe zu stärken und kreative, flexible Therapieprozesse zu fördern, die Vielfalt als Potenzial statt als Hürde begreifen. Der Workshop verknüpft theoretische Grundlagen mit praxisnahem Erfahrungswissen, interaktiven Übungen und gemeinsamer Reflexion. Anhand konkreter Fallbeispiele beleuchtet der Workshop zentrale Aspekte wie die entwicklungsangemessene Gestaltung diagnostischer Verfahren, den Aufbau tragfähiger therapeutischer Beziehungen, auch unter Einbezug non-verbaler Kommunikationsformen, sowie die individuelle Anpassung klassischer psycho-therapeutischer Methoden. Zudem wird der Blick auf die Zusammenarbeit mit Bezugspersonen und dem erweiterten Helfersystem gerichtet.

Literatur:

  • Sappok, Tanja & Zepperitz, Sabine (2022): Das Alter der Gefühle. Über die Bedeutung der emotionalen Entwicklung bei geistiger Behinderung
  • Hennicke, Klaus (2021): Der verstellte Blick. Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung
  • Schanze, Christian & Sapprok, Tanja (2024): Störungen der Intelligenzentwicklung. Grundlagen der psychiatrischen Versorgung, Diagnostik und Therapie. Aktualisiert nach ICD-11

LW 8: Es hat keinen Zweck, Kinder zu erziehen – sie machen uns doch alles nach
Susanne Hausleithner-Jilch, Wien

Dieser Spruch (unklarer Herkunft, aber immer wieder Karl Valentin zugeschrieben) erklärt Eltern besser als jeder pädagogische Vortrag, worauf es im Umgang mit Kindern ankommt.
Da muss man noch gar nix von Modelllernen und Spiegelneuronen gehört oder gelesen haben und versteht trotzdem sofort, was gemeint ist. Man kann guten Gewissens der überwältigenden Mehrheit der Eltern unterstellen, dass sie das Beste für ihre Kinder wollen – es nur leider im stressigen Alltag nicht so gut hinbekommen, wie sie es gern hinbekommen möchten. Dann sucht man Hilfe und kann sich im Dschungel der boomenden Ratgeber für Eltern leicht verirren. Psychotherapie für Kinder bedeutet immer auch Elternarbeit.

  • Eltern, die Orientierung brauchen, kann man in den zur Kindertherapie unabdingbar dazugehörenden Elterngesprächen ein bisschen Orientierungshilfe anbieten.
  • Wenn man Therapiesitzungen für Kinder im Beisein der Eltern macht, kann man im Gespräch oder im Spiel mit den Kindern sowie in einer Trance für Kinder Botschaften für die Eltern einbauen – Siegfried Mrochen hat das einmal Spiel über die Bande genannt.
  • Eltern, die eine klare Ressource darstellen, kann man gut in die Therapie einbinden und die gute Beziehung nutzen.

In diesem Workshop möchte ich ein paar Inputs und Beispiele aus der Praxis für das ressourcenorientierte Arbeiten mit Eltern im Rahmen einer Kindertherapie geben.

Literatur:

  • Karl Ludwig Holtz/ Siegfried Mrochen: Einführung in die Hypnotherapie mit Kindern und Jugendlichen. Carl Auer Verlag, Heidelberg
  • Karl Ludwig Holtz / Siegfried Mrochen / Peter Nemetschek / Bernhard Trenkle (Hrsg.): Neugierig aufs Großwerden. Praxis der Hypnotherapie mit Kindern und Jugendlichen Carl Auer Verlag, Heidelberg
  • Siegfried Mrochen / Karl Ludwig Holtz / Bernhard Trenkle (Hrsg.): Die Pupille des Bettnässers. Hypnotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Carl Auer Verlag, Heidelberg