Ausführliche Beschreibung der Programminhalte

Podiumsdiskussion (2 UE)

Samstag, 09. November 2024

10.30 – 12.00 Uhr

Hirnreifung und Pubertät: Entwicklungsneurobiologische Grundlagen und sozial-emotionale Entwicklung in der Adoleszenz

Prof. Dr. med. Romuald Brunner; Regensburg

Annähernd die Hälfte aller psychiatrischen Erkrankungen im Erwachsenenalter hat ihren Beginn in der Pubertät bzw. um den Pubertätszeitraum herum. Diese Tatsache weist die Pubertätsphase als eine besonders vulnerable Entwicklungsphase für die Genese psychischer Störungen aus. Um ein besseres Verständnis für die zugrundeliegende Vulnerabilität zu erlangen, erscheint es von zentraler Wichtigkeit, neben den sozialen auch die biologischen Veränderungsprozesse zu verstehen, um mögliche Risikofaktoren zu identifizieren. Um die Pathogenese umschriebener psychiatrischer Störungen weiter aufzuklären, erscheint es insbesondere wertvoll, die Umbauprozesse des Gehirns im Pubertätszeitraum und ihre Konsequenzen für die soziale, kognitive und emotionale Entwicklung zu untersuchen. Neue Forschungsergebnisse zur Entwicklung der neuronalen Netzwerkstrukturen und des Einflusses der Geschlechtshormone werden berichtet und ihre Bedeutung für spezifische Krankheitsbilder exemplarisch dargestellt.

Kurzworkshops (5 UE)

Samstag, 09. November 2024

13.00 – 17.15 Uhr

KW 1: VerRückt in einer sowieso schon verRückten Welt. Psychosen im Kindes- und Jugendalter

Joachim Wilken; Münster

Für die meisten ist diese Symptomatik einerseits mit überschaubaren Erfahrungen, aber andererseits mit unterschiedlichen Emotionen verbunden. Im Workshop soll es mit Schwerpunkt Schizophrenie anhand von Fallbeispielen im gemeinsamen Austausch um Haltung und den praktischen Umgang mit dieser facettenreichen Symptomatik bei Jugendlichen gehen. Angereichert mit Basiswissen werden Differenzialdiagnostik und therapeutisches Vorgehen thematisiert, auch mit dem Ziel, den jeweils eigenen persönlichen und praktischen Umgang damit zu optimieren.

Literatur:

Kienzle, H.: Ratgeber Schizophrenie. Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher. Hogrefe     

Schimmelmann, B. G., Resch, F. (Hrsg.): Psychosen in der Adosleszenz

Lincoln, T.: Kognitive Verhaltenstherapie der Schizophrenie. Ein individuenzentrierter Ansatz. Hogrefe

KW 2: Das Nicht-Sprechen verstehen - Selektiven Mutismus bei Kindern und Jugendlichen erkennen und therapieren
Jens Kramer; Hemmingen


Unter welchen Bedingungen können/wollen Kinder und Jugendliche nicht sprechen? Auf welche Weise nehmen Kinder und Jugendliche, die als selektiv mutistisch bezeichnet werden, dennoch Kontakt zu anderen Menschen auf? Mit welchen pädagogischen und therapeutischen Angebotsformen lassen sich die sprachliche Identität dieser Kinder und Jugendlichen fördern? Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit dem Begriff und den Symptomen des selektiven Mutismus, sowie mit möglichen Entstehungszusammenhängen, werden förderdiagnostische Leitfragen entwickelt. Abgrenzungen zu anderen Störungsbildern werden vorgestellt. Aufbauend auf den diagnostischen Erkenntnissen lassen sich Förderansätze für die Arbeit mit selektiv mutistischen Kindern und Jugendlichen entwickeln. Mit Hilfe von Videosequenzen werden Beispiele aus Förderung und Diagnostik vorgestellt. Darüber hinaus werden Hinweise für die Netzwerkarbeit angeboten.

Literatur:

Feldmann, D., Kopf, A. & Kramer, J. (2012). Das Konzept der Kooperativen Mutismustherapie (KoMut) – Eine systemisch-handlungsorientierte Therapie für Kinder mit selektivem Mutismus. Forum Logopädie 26 (1), 14-20
Johanssen, K., Kramer, J. & Lukaschyk, J. (2018). Deutscher Mutismus Test (DMT-KoMut) – Erste Ergebnisse. Forum Logopädie 32 (1), 2-8
Kramer, J. ( 2007). Der selektive Mutismus – Eine Störung der Sprachentwicklung. Von Menschen, die unter bestimmten Bedingungen nicht sprechen. Logos interdisziplinär 15 (4), 284-289

 

KW 3: Trauer
Mechthild Schroeter-Rupieper; Gelsenkirchen 

 

Literatur:
 

KW 4: Herausforderung Bindungsstörungen?! Therapeutische Behandlungsmöglichkeiten in der Verhaltenstherapie
Katrin Boger; Aalen

Bindungsstörungen sind eine der herausforderndsten Krankheitsbilder in der psychotherapeutischen Behandlung. In diesem Workshop soll neben der Entstehung von Bindungsstörungen und Diagnosekriterien vor allem auf die Behandlungsmöglichkeiten in der Verhaltenstherapie eingegangen werden. Hier sollen die Möglichkeiten des Zusammenspiels in der Behandlung von jüngeren Kindern, als auch von Jugendlichen unter Einbeziehung der Bezugspersonen aufgezeigt werden.

Literatur:

Boger, K. (2022). Integrative Bindungsorientierte Traumatherapie bei Säuglingen, Kleinkindern und Vorschulkindern. Kohlhammer.

Roth, G. (2018). Wie das Gehirn die Seele macht. Klett-Cotta

KW 5: Aufwachsen in islamistisch und salafistisch geprägten Familien
Kim Lisa Becker; Berlin (Interdisziplinäres Zentrum für Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung e. V. (IZRD))

Der Kurzworkshop setzt sich schwerpunktmäßig mit islamistisch und salafistisch geprägten Umfeldern auseinander, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen können. Die Referent*innen werden nach einem Einstieg ins Themenfeld und einem Überblick über Selbstperzeptionen in der islamistischen Szene gemeinsam mit den Teilnehmer*innen über Risiko- und Schutzfaktoren, Aspekte zum Kindeswohl und die Bedeutung und Herausforderungen für die therapeutische Arbeit diskutieren.

KW 6: Gehirnentwicklung in der Pubertät im Zusammenhang mit psychischen Störungen
Romuald Brunner; Regensburg

Der Workshop dient der Vertiefung des Eröffnungsvortrages und stellt ausführlich Ergebnisse der neurowissenschaftlichen Forschungen zu umschriebenen Krankheitsbildern in der Adoleszenz vor (u. a. Borderline-Persönlichkeitsstörung, nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten, Suchtmittelmissbrauch). Auch der Einfluss aversiver Kindheitserfahrungen auf die Entwicklung der neuronalen Netzwerkstrukturen und seine Konsequenzen werden berichtet. Weiter werden neue Erkenntnisse zum Einfluss der Geschlechtshormone berichtet und in den weiten Zusammenhang der Geschlechterdifferenz psychiatrischer Erkrankungen gestellt.

Literatur:

Peter J. Uhlhaas, Kerstin Konard (Hrsg.) Das adoleszente Gehirn

KW 7: Therapie bei Asperger-Syndrom im Kindes- und Jugendalter
Claus Lechmann; Köln

Im Seminar soll zunächst einführend der diagnostische Prozess anhand von Videobeispielen transparent gemacht werden, häufige Differentialdiagnosen und ‚komorbide‘ Störungen erläutert werden und die Frage aufgegriffen werden, warum immer häufiger die Diagnose „Autismus“ gestellt wird. Im Hauptteil werden mögliche therapeutische Interventionen beim Asperger-Syndrom thematisiert. Ausgehend von konkreten Problemsituationen und Videodemonstrationen werden folgende Bereiche behandelt:
- “Ich bin etwas Besonderes.” - Erarbeitung eines angemessenen Selbstbildes bzw. Störungskonzeptes
- “Was ist das Wasser in Deinen Augen?” - Erkennen, Benennen, Verstehen von eigenen und fremden Gefühlen
- “Ein Freund wäre schön, aber alleine kann ich am besten spielen.” - Verbesserung des Kontaktes zu Gleichaltrigen
- “Er ist sehr motiviert, aber nur für seine Sachen.” - Umgang mit Spezialinteressen, elektronischen Medien und extremer Eigenorientiertheit
- “Er muss auf jede Veränderung vorbereitet werden.” - Umgang mit zwanghaften Verhaltensweisen, Routinen und perfektionistischen Tendenzen

Literatur:

Lechmann. C. (2015). Schematherapie bei Autismus-Spektrum-Störungen. In: Loose, D., Graaf, P. & Zarbock, G. (Hg.). Störungsspezifische Schematherapie mit Kindern und Jugendlichen. Beltz, S. 235-256

Loose, C. & Lechmann, C. (2019). Schematherapie mit Jugendlichen. Beltz Video-Learning

Langworkshops (8 UE)

Sonntag, 10. November 2024

09.00 – 16.30 Uhr

LW 1: Herausforderung Bindungsstörungen?! Therapeutische Behandlungsmöglichkeiten in der Verhaltenstherapie
Katrin Boger; Aalen

Bindungsstörungen sind eine der herausforderndsten Krankheitsbilder in der psychotherapeutischen Behandlung. In diesem Workshop soll neben der Entstehung von Bindungsstörungen und Diagnosekriterien vor allem auf die Behandlungsmöglichkeiten in der Verhaltenstherapie eingegangen werden. Hier sollen die Möglichkeiten des Zusammenspiels in der Behandlung von jüngeren Kindern, als auch von Jugendlichen unter Einbeziehung der Bezugspersonen aufgezeigt werden.

Literatur:

Boger, K. (2022). Integrative Bindungsorientierte Traumatherapie bei Säuglingen, Kleinkindern und Vorschulkindern. Kohlhammer.

Roth, G. (2018). Wie das Gehirn die Seele macht. Klett-Cotta

LW 2: Einblick in die stressorbasierte Traumatherapie mit Kindern und Jugendlichen, u. a. mit EMDR
Kerstin Stellermann-Strehlow; Lüneburg

Im Rahmen des Workshops werden die Grundlagen der Psychotraumatologie des Kindes – und Jugendalters sowie der stressorbasierte Behandlungsansatz insbesondere mit EMDR vorgestellt. Der  Workshop wird interaktive Vortragsanteile sowie praktische Übungen und EMDR Videofallbeispiele beinhalten.

Literatur:

Hensel, T,: Stressorbasierte Psychotherapie; Kohlhammer Verlag

Hofmann, A.: Lehnung Maria: EMDR, Thieme Verlag

Hensel, T.: Praxishandbuch EMDR mit Kindern und Jugendlichen

LW 3: Sucht und Substanzkonsum als Herausforderungen bei jugendlichen Patient*innen
Sören Kuitunen-Paul; Chemnitz, Yulia Goluib; Chemnitz

Der Workshop soll die Bedeutsamkeit von Substanzkonsumstörungen als Komorbidität in der psychotherapeutischen Praxis hervorheben. Dazu werden S3-leitlinienkonforme diagnostische Grundlagen vermittelt sowie eine epidemiologische Einordnung und Grundlagenwissen zu den wichtigsten Substanzen wie Alkohol, Tabak/Nikotin, Cannabinoide, Amphetamine etc. vorgenommen. Praxisnah werden Einblicke in und Übungen/Rollenspiele zum DELTA-Gruppenprogramm zur ambulanten Intervention bei Jugendlichen mit Substanzkonsumstörungen gegeben sowie zu anwendungsbezogenen Techniken des Motivational Interviewing.

Literatur:
Golub, Y., Basedow, L., Meiron-Zwipp, J., Kuitunen-Paul, S., Roessner V. (2021). DELTA – Dresdner Multimodale Therapie für Adoleszente mit chronischem Suchtmittelkonsum. Ein Therapiemanual. Hogrefe. ISBN 978-3-456-86129-6
Lindenmeyer, J., & Mühlig, S. (2019). Therapie-Tools Alkohol- und Tabakabhängigkeit. Beltz; ISBN 978-3-621-28680-0.
Miller, W. R., & Rollnick, S. (2015). Motivierende Gesprächsführung (Übersetzung der 3. Aufl.). Lambertus. ISBN 978-3-784-12546-6.

LW 4: Kinder als Täter*innen
Monika Bormann/Werner Meyer-Deters; 

Computerspiele sind aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen gehören sie zu den aktuellen Lebensrealitäten. Bei Bezugspersonen herrscht hingegen häufig Unsicherheit im Umgang mit Computerspielen, sowohl was den Inhalt und die Faszination betrifft als auch hinsichtlich zeitlicher Grenzen und potenzieller Gefahren. Und auch im klinischen Kontext werden zumeist Gefahren und negative Aspekte betont, vor allem bezüglich einer Suchtproblematik, die im ICD-11 mit der „Gaming Disorder“ auch eine eigene Codierung findet. Doch was macht die Faszination dieser virtuellen Welten aus? Welche Spiel-Genres gibt es, was steckt hinter den zahlreichen Begriffen im Zusammenhang mit Gaming (Streaming, Discord, Teamspeak, Steam …) und wie kann man umgehen mit dem Berufswunsch „Profi E-Sportler“? Im Workshop soll eine bewusst ressourcenorientierte Vorstellung und Beschreibung populärer Computerspiele vorgenommen werden. Die Teilnehmenden sollen die Chance erhalten, einzutauchen in die Faszination dieser Spiele und Informationen erhalten zu aktuellen Trends, Spielmechaniken, Streaming und E-Sport. Auch sollen Forschungsbefunde zu positiven Effekten sowie zum Einfluss moderner Medien auf die psychische Gesundheit vorgestellt werden. Zum Abschluss sollen Möglichkeiten und Anregungen für die Elternarbeit sowie den Einbezug kommerzieller Computerspiele in die Psychotherapie gegeben werden.

Literatur:
Granic, I., Lobel, A. & Engels, R. C. M. E. (2014). The benefits of playing video games. The American psychologist, 69 (1), 66-78.
Wöste, M. (2023). Let’s play … Video Games. Psychotherapeutenjournal, 22 (1), 37-45.

LW 5: Schematherapie bei Persönlichkeitsstörungen - eine Einführung
Karina Hillenbrand; Hamburg

Die Schematherapie wurde als Verfahren der sogenannten „Dritten Welle“ in den 90er Jahren von Jeffrey Young, insbesondere für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Als integrativer Ansatz verbindet Schematherapie Elemente aus Verhaltenstherapie, Hypnotherapie, Psychodynamischer und Gestalt-therapie.

In diesem Workshop erhalten Sie einen Überblick über die grundlegenden Wirkmechanismen der schematherapeutischen Behandlung, speziell bei Persönlichkeitsstörungen. Der allgemeine Ablauf einer Schematherapie wird exemplarisch und praxisbezogen dargestellt. Dabei werden die Basics der Behandlung , das Modusmodell und die daraus abgeleitete emotionsfokussierte Arbeit mit „inneren Anteilen“ (Modusarbeit) vorgestellt und in Gruppen- und Einzelübungen erlebbar gemacht. Eine Bereitschaft zur Selbsterfahrung ist dabei durchaus erwünscht. Gerne können auch eigene Fallbeispiele (Jungerwachsene oder Erwachsene, keine Kinder) aus der Praxis der Teilnehmer:innen eingebracht und aufgegriffen werden.

Vorkenntnisse aus der Schematherapie sind nicht erforderlich.

Literatur:

C. Zens & G. Jacob (2013) Schematherapie bei Persönlichkeitsstörungen-Das Moduskonzept.

© Urban & Vogel GmbH, 2013. Quelle: DNP - Der Neurologe und Psychiater 2013; 14 (1)

Gitta Jacob, Arnoud Arntz (2022). Schematherapie, Hogrefe.

Loose, Graaf et al. (Hrsg., 2013). Schematherapie mit Kindern und Jugendlichen. Weinheim: Beltz.

Jeffrey E. Young, Janet S. Klosko (2006). Sein Leben neu erfinden. Wie Sie Lebensfallen meistern. Paderborn, Junfermann.

LW 6: „Wie jetzt!?“ In Kontakt sein und bleiben mit meinen ressourcenvollen und kompetenten Anteilen - auch in herausfordernden, schwierigen Lebens- oder Therapiesituationen. “Verhinderer” wie innere Kritiker und „Förderer“ wie innere Helfer, ressourcenreiche und unterstützende Anteile erkunden. (Selbsterfahrungsseminar)

Iris Schulte-Pankoke, Schwerte

Manchmal gibt es Situationen in unserem Leben oder auch in unserer Arbeit, in denen es uns schwerfällt, mit unseren Kompetenzen und Ressourcen in Kontakt zu bleiben. Wir werden unsicher, zweifeln an uns und sind mit uns selbst auf eine nicht konstruktive Art kritisch. In diesem Seminar geht es darum, uns einerseits dieser Anteile bewusst zu werden, diese kennen- und verstehen zu lernen. Über das Verstehen hinaus einen neuen, bewussteren Umgang, eine Transformation zu ermöglichen. Wir lernen, destruktiv kritische von wohlmeinenden, unterstützenden Anteilen zu unterscheiden. Wir können lernen, diese hilfreichen Anteile auch in schwierigen Lebens- oder Berufssituationen beizubehalten. „So jetzt!“

LW 7: Kinder psychisch kranker Eltern
Hannah Christiansen, Marburg

Kind psychisch erkrankter Eltern zu sein, stellt einen quantitativ und qualitativ bedeutsamen Risikofaktor dar, dem bislang zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Zwar liegen schon einige Interventionsansätze vor, die sich in der Praxis bewährt haben oder sich als hinreichend empirisch abgesichert erweisen, dennoch ist das Wissen sowohl zur Wirksamkeit (Efficacy) als auch Effektivität (Effectiveness) noch unzureichend. Auch die vorliegenden meta-analytischen Bewertungen der bislang vorliegenden randomisiert kontrollierten Studien zeigen dies.

Umfassende Programme müssen folgendes leisten:

  • Sich gezielter an störungsspezifischen bestehenden Risiko- und Schutzfaktoren orientieren.
  • Prüfen, inwieweit eine Kombination verschiedener Interventionsprogramme und -typen zur Verbesserung der Effektivität beitragen kann, da psychische Störungen selten isoliert und häufig komorbid auftreten.
  • Mehr theoriegeleitete Interventionen entwickeln.

In diesem Workshop werden die Programme VIA7-11 und VIA Family, COMPARE und Village vorgestellt, die genau an diesen Faktoren ansetzen.

Für die Praxis ist zudem eine Vernetzung der verschiedenen Versorgungsebenen zu fordern. Verschiedene Berufsgruppen sind mit dem Thema konfrontiert, so dass die Beteiligung der entsprechenden übergeordneten Stellen notwendig ist. Mit den Seminarteilnehmer*innen wird in diesem Workshop daher auch erarbeitet, wie sie in ihrer therapeutischen Praxis Familien mit psychischen Erkrankungen unterstützen und fördern können und wie eine kollaborative Vernetzung gefördert werden kann.

Literatur:

Christiansen, H., Röhrle, B., Fahrer, J., Stracke, M., Dobener, L.-M. (2020). Kinder von Eltern mit psychischen Erkrankungen. State of the Art für PsychotherapeutInnen, PädiaterInnen, PädagogInnen. Berlin u.a.: Springer. 10.1007/978-3-658-30519-2

(Hinweis: Bitte beachten Sie, dass LW 7 bereits um 8:45 Uhr startet!)

Online-Workshops

Samstag, 11. November 2023

Kurzworkshops (5 UE): 13.00 – 17.00 Uhr

Langworkshops (8 UE): 13.00 – 19.30 Uhr

OW 1: Ein Überblick über die therapeutische Begleitung von transidenten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Praxis
Antje Kirchhof-Kramp, Steinau

Transgender, Geschlechtsdysphorie, non-binary sind nur einige Begriffe für die stark angewachsene Geschlechtervielfalt, die in der Gesellschaft und bei den Therapeuten ankommt. Die vielfältigen Formen der transidenten Entwicklung stellen TherapeutInnen teilweise vor herausfordernde diagnostische und therapeutische Arbeit. Es soll ein Überblick der therapeutischen Herausforderungen von der Erstvorstellung bis hin zu operativen Eingriffen gegeben werden. Hierbei geht es u.a. um die Entwicklung geschlechtlicher Identität, Begrifflichkeiten, Diagnosen und Diagnostikmaterial, Ziele der Therapie sowie die vielfältigen Aufgaben des Therapeut.
Ziel ist es, TherapeutenInnen in der Arbeit mit betroffenen Kindern, Jugendlichen und deren Eltern zu stärken, zur Arbeit mit Transgendern zu ermutigen und die Scheu abzulegen.

Literatur:

Meyerburg, Bernd. Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter.
Kohlhammer Verlag

Preus, Wilhelm. Geschlechtsdysphorie, Transidentität und Transsexualität im Kindes- und Jugendalter. Reinhardt Verlag

OW 2: Kinder und Jugendliche im Klimanotfall
Hannah Mahnke; Dortmund, Kathrin Macha, Mainz

Die Klimakrise als eine der verschachtelten ökologischen Krisen unserer Zeit ist laut WHO die größte Bedrohung unserer Gesundheit - und damit auch der psychischen Gesundheit. Als Psychotherapeut*innen sind wir in mehreren Rollen betroffen: als Privatperson, Behandler*in und Expert*in. Der Workshop führt durch die unterschiedlichen Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten, die mit unseren Rollen einhergehen. So sind im privaten Bereich unter anderem politische Verzögerungsdiskurse und der Einfluss von Medien relevant. Aus Behandler*innenperspektive begegnen wir insbesondere in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zunehmend verschiedenen Belastungen: Ökoangst, Ökotrauer, Ohnmachtserleben, fehlende Zukunftsperspektive. Auch Belastungen durch zivilgesellschaftliches Engagement für eine lebenswerte Zukunft treten vermehrt auf - ganz zu schweigen von Folgen durch eingetretene Extremwetterereignisse. Entsprechende Fallbeispiele der Mehrfachbetroffenheit junger Menschen werden skizziert, um Interventionsmöglichkeiten im Therapiekontext und Methoden zum Aufbau von Resilienz abzuleiten. Eine Reflexion unserer Rolle als Expert*innen in einer gesamtgesellschaftlichen Transformation wird gefördert und Handlungsmöglichkeiten zur Gesundheitsförderung auch außerhalb des Therapieraums aufgezeigt. Der Workshop bietet in seiner interaktiven Gestaltung einen Raum für Selbsterfahrung, Diskussion und Intervision

Literatur:

•    Van Bronswijk, K. & Hausmann, C. (Hrsg.). (2022). Climate Action – Psychologie der Klimakrise. Psychosozial-Verlag.
•    Clayton, S., Manning, C. M., Speiser, M., & Hill, A. N. (2021). Mental Health and Our Changing Climate: Impacts, Inequities, Responses. Washington, D.C.: American Psychological Association and ecoAmerica
•    Peter, F., Dohm, L., & Krimmer, M. (2023). Psychische Konsequenzen der Klimakrise. Monatsschrift Kinderheilkunde, 171(2), 130-137.
•    Macha, K., Adelmann, G. (2022). A planet and a movement burning out – Activist Burnout”. In Van Bronswiijk., K. & Hausmann, C. (Hrsg.), #Climate Emotions: Klima, Gefühle und Psychotherapie. Psychosozial-Verlag.

OW 3: ICD-11 und psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter
Tina In-Albon; Landau

Nach vielen Jahren wird nun ICD-10 durch das ICD-11 (2022) abgelöst. Die deutsche Übersetzung ist in Arbeit. Für den Kinder- und Jugendbereich ist sicherlich zentral, dass die F9 Kategorie Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend aufgehoben wurde. Im Workshop wird auf die wichtigsten Neuerungen im ICD-11 in Bezug auf Kinder und Jugendliche eingegangen.

OW 4: Transidentität - Implikationen für die Psychotherapie (5 UE)

Tim Alt; Recklinghausen

Viele Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen werden in Praxen und Kliniken direkt oder als Supervisor*innen mit dem Thema „Transidentität“ oder „Transsexualität“ konfrontiert und als Expert*innen angefragt.

Sie möchten Ihre Patient*innen und deren Familien im ambulanten oder stationären Bereich auf ihrem Weg gerne unterstützen.

Aber was genau brauchen transidente, das Gesundheitssystem aufsuchende Menschen? Wie stellt man die „Diagnose“? In welchem Alter ist welche Hilfe indiziert?

In der Arbeit mit queeren Patient*innen werden Behandler*innen selbst intensiv mit der zweigeschlechtlichen heteronormativen Gesellschaft, eigenen Erfahrungen, Rollenvorstellungen und Normen konfrontiert.

In einem Workshop soll ein Überblick über die wichtigsten Informationen zur Diagnosestellung, Behandlung und Begleitung transidenter Patient*innen gegeben werden. Zugleich wird eine Auseinandersetzung mit eigenen Annahmen und geschlechtlichen Normen angeboten. Ziel ist es, dass Sie sich als Therapeut*in im Umgang mit transidenten Patient*innen sicher(er) fühlen, um ihnen die Behandlung anbieten oder vermitteln zu können, die sie benötigen.

Literatur:

AWMF (2018). Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-

Gesundheit: Diagnostik, Beratung, Behandlung.

register.awmf.org/de/leitlinien/detail/138-001